Kunst

Heute stehen auf dem Gelände der Richard Drautz Stiftung drei große Häuser. Alle von hoher baulicher Qualität, zeitgemäß gestaltet und jeweils mit eigenem Charakter. Sie bilden einen Gesamtverbund inmitten des gewachsenen Wohnumfeldes der Böckinger Schanz.

Drei plastische Kunstwerke des Bildhauers Markus Daum markieren Plätze vor den Häusern. Zentrale Figur ist die seinerzeit nicht unumstrittene „saba“ am Hauptzugang Haus 1. In den Gebäuden schuf die Künstlerin Gisela Sternstein über mehrere Geschosse greifende, energiereiche Wand- und Glasmalereien. Eine Symbolik nicht nur für die Zusammenführung von Räumen. Sie sind auch eine Metapher auf die Fülle des Lebens. Die innere Begrünung der Gebäude mit lebendigen Pflanzen zieht sich durch alle Häuser. Besonders schön kommt sie in den überglasten Gängen und der pavillonartigen Architektur des Hauses 2 zur Geltung. Von außen lassen die Geranien grüßen.

Dieses verwobenen Ensembel von Architektur, Pflanzen und Kunst ist eines der hervorstehenden Merkmale der Stiftung. Kunst ist kein Luxus. Sie regt immer wieder zu Diskussionen an, gibt Impulse und weitet unser aller Blick.

Saba

Skulptur Garten

Fragmente des S(t)eins

Torsi 

Kunst Torso Eingang

Fülle des Lebens

Fensterglas-Kunst

Im Jahr 1995 wurde die ‚Saba‘, eine über drei Meter große Eisenplastik vor dem Eingang der Richard Drautz Stiftung aufgestellt. Dem Künstler Markus Daum ist die Thematik ‚Mensch‘ in der komplexen Beziehung zwischen Geburt und Tod zum existentiellen bildnerischen Anliegen geworden. Zwei Körper, aufgesockelt auf einer ansteigenden Fläche, voneinander getrennt und doch miteinander verbunden, zwei plastische Gebilde, wie ausgewaschene Steine. Natur, die an etwas Figürliches erinnert und direkt auf ein wesentlich Menschliches verweist. Die innige Zuneigung und Liebe zwischen einem behüteten Älteren, Reiferen und einem aufkeimenden Neuen, Heranwachsenden. Die Unmöglichkeit des einen ohne das andere. Zwei Prinzipien als Möglichkeit für ein humanes Weiterleben.

Der ausschlaggebende Faktor zur vorliegenden Gestaltung des Brunnens war die künstlerische Suche nach einer „Urform“ – mag man sie nun Zelle, Ei, Frucht oder gar Leben nennen. Wesentlicher als ein bestimmter Name ist dieser Form vielmehr die immanente Tendenz zum Wachsen jenes unaufhaltsame Werden, das trotz aller Rückschläge und punktueller Vergänglichkeit immer wieder mit Vehemenz und Spontanität den Weg in die Zukunft weist. Runde und ovale Formen, die den Anfang, das pulsierende Leben als starre Schale, Hülle oder Höhle schützen, halten dem Drängen von innen nur eine gewisse Zeit stand, bevor sie gesprengt oder verlassen werden. Denn die kraftvolle Bewegung des Werdens richtet sich nach außen. Eine unscharfe und zeitlose Urform entläßt ihren Inhalt – jenen unüberschaubaren Pool von Information und virtuellen Entwicklungsmöglichkeiten in die Welt.

Im Bereich der Minerale und Gesteine ist der Findling ein „wesentliches“ Reststück aus der Erdgeschichte. Von der Urgewalt der Gletscher fortgerissen und zum Teil gebrochen, zeichnet sich selbst im scheinbar leblosen Gestein die Urform des Lebens ab. Fragmente des S(t)eins, das ist die im wörtlichen Sinne „elementare“ Entgegensetzung zur „Saba“ – der alternden Urgestalt – die auf der anderen Seite dieser Bedeutungsachse für eine eher figürliche Darstellung steht. Unter dieser Perspektive zielt der Brunnenentwurf auf ein größeres Maß an Abstraktion, erreicht damit aber eine Konkretisierung der elementaren Darstellung von Werden und Vergehen. Beide, der Brunnen und die Saba, thematisieren auf ihre Weise die ewige Gleichzeitigkeit dieser Strömungen.

Die unbändigen Urelemente verbinden sich für einen erdgeschichtlich kurzen Augenblick zu einem beschaulichen Brunnenensemble. Der germanische Begriff Brunnen trägt noch die Bedeutungsparallele zu brennen und sieden in sich, denn in alten Zeiten wurden die heftig bewegten Flammen noch mit dem brodelnden, siedenden Wasser verglichen. Schließlich erinnert die Gesamtansicht der Brunnenanlage an die Planetenkonstellation von Sonne, Mond und Erde.

Bei den Skulpturen im Eingangshof handelt es sich um ein Ensemble von zwei Plastiken in Bronzeguss. Sie stehen zwischen dem Amber-Baum und der überdachten Eingangszone. Die beiden Skulpturen strukturieren dabei den Raum zwischen dem halböffentlichen äußeren Hofbereich um den Hausbaum und der nach innen gerichteten Privatsphäre. Die beiden anthropomorph-architektonischen Plastiken stehen in Thema, Form und Struktur miteinander im Dialog. Der Bronzeguss hat seine natürliche Gusshaut behalten. Die Oberfläche erscheint – passend zur Gebäudearchitektur – in einer Farbskala von gelblich-rötlichen und dunkelbraunen Farbtönen, die durch Witterungseinflüsse eine schöne Patina entwickelt.

Die Glas- und Wandmalereien, die dieses Thema darstellen finden sich im offenen Treppenhaus in den Glasfenstern und den Wandbildern, sowie in Bildern im Gemeinschaftsraum, im Café Phönix, das seinen Namen aufgrund des Bildes hat, und im Treppenhaus in Haus 2. Durch das sehr schöne und lebendige Spiel der Farben, je nach Lichteinfluss, ist diese Malerei immer wieder ein Blickfang.